Bullshit ist eine Mitteilung, die bedeutungsvoll und beeindruckend erscheinen soll, aber gleichzeitig unerklärlich unerklärlich ist. Es wird in der Wissenschaft, in der Politik und in vielen anderen Bereichen verwendet. Sehen wir uns an, warum wir darauf hereinfallen?
“Was für den einen Bullshit ist, ist für den anderen Katechismus.” – “Bullshit and the Art of Crap Detection”, Neil Post
Bullshit ist, einfach ausgedrückt, Kommunikation, die sich wenig bis gar nicht um Wahrheit, Beweise und/oder etablierte semantische, logische, systemische oder empirische Erkenntnisse kümmert. Bullshitting ist also nicht einfach nur Blödsinn. Er wird konstruiert, um sinnvoll zu erscheinen, obwohl er es bei näherer Betrachtung nicht ist. Und Bullshit ist nicht dasselbe wie Lügen. Ein Lügner kennt die Wahrheit, macht aber absichtlich Aussagen, um den Leuten Unwahrheiten zu verkaufen.
Bullshitters hingegen kümmern sich nicht darum, was wahr ist oder nicht, sondern versuchen, so zu tun, als wüssten sie, wovon sie reden. In diesem Sinne kann man Bullshitting als eine verbale Demonstration des Dunning-Kruger-Effekts betrachten – wenn Menschen aus einer Position der unverhältnismäßigen Überzeugung von ihrem Wissen (Überschätzung) im Verhältnis zu dem wenigen, was sie tatsächlich wissen, sprechen, ist Bullshitting oft das Ergebnis.
Die bisherige Forschung hat sich vor allem auf Pseudo-Bullshit-Aussagen konzentriert, die sich oberflächlich auf die grundlegende Natur des Universums oder der Existenz beziehen. Bullshit kann aber auch in ganz alltäglichen Zusammenhängen verwendet werden. Zum Beispiel können Bullshit-Argumente an modernen Arbeitsplätzen, in politischen Diskussionen und sogar in (scheinbar) evidenzbasierten wissenschaftlichen Berichten auftauchen. Es ist wichtig zu überlegen, wie die Bullshit-Empfänglichkeit in verschiedenen Bereichen funktioniert: Akzeptieren manche Menschen Bullshit-Aussagen generell, unabhängig vom Inhalt? Oder sind die Korrelate der Empfänglichkeit für Bullshit in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich? Menschen mit spirituellen Neigungen sind zum Beispiel eher bereit, pseudo-wissenschaftlichen (aber nicht politischen) Bullshit zu akzeptieren.
Politischer Blödsinn ist in der heutigen digitalen Landschaft noch relevanter, da Politiker oft unter Druck gesetzt werden, sich zu einer Vielzahl von Themen zu äußern, für die sie oft keine wirkliche Expertise haben.
Politischer Bullshit ist nicht so sehr darauf ausgelegt, tiefgründig zu klingen, sondern wird bewusst als leicht zugängliche, wenn auch vage Rhetorik in Reden oder spontanen Pressekonferenzen verwendet, um eine differenzierte Diskussion über komplexe Themen zu vermeiden. Politischer Blödsinn ist daher oft ein Deckmantel, entweder um Unwissenheit zu verbergen oder um nicht zuzugeben, dass man vielleicht falsch liegt.
Wissenschaftlicher Bullshit ist eine Form der Kommunikation, die sich auf einen stumpfen wissenschaftlichen Jargon stützt, um ein falsches Gefühl von Wichtigkeit oder Bedeutung zu vermitteln. Wissenschaftlicher Bullshit ist syntaktisch kohärent, aber es ist unmöglich, ihn als wahr oder falsch zu überprüfen. Er wird jedoch unter Verwendung wissenschaftlicher Terminologie mit dem Ziel konstruiert, wahr, aber nicht tiefgründig zu klingen.
In diesem Zusammenhang haben die “Post-Truth”-Welt des Jahres 2020 und der Anstieg der COVID-19-Epidemie ein episches Ausmaß an Bullshit erreicht, bei dem Fakten und Fachwissen für tot erklärt wurden, Meinungen routinemäßig mit Nachrichten verwechselt wurden und objektive Beweise endlos widerlegt werden.
BULLSHIT RECEPTIVITY
Welcher Typ Mensch ist empfänglich für Bullshit und Pseudo-Bullshit? Pennycook fand heraus, dass Menschen, die für Bullshit empfänglich sind, auch eher auf intuitive vs. reflektive kognitive Prozesse setzen, schwächere kognitive Fähigkeiten haben (d.h. niedrigere Werte in verbaler Intelligenz, fluider Intelligenz und Rechnen) und eher an Religion und Übernatürliches glauben. Im Allgemeinen sind diejenigen, die an pseudo-vernünftigen Blödsinn glauben, entweder relativ unwillig oder unfähig, rational zu denken.
Außerdem kann die Empfänglichkeit für pseudo-begründeten Blödsinn wichtige Verhaltensfolgen haben, denn wer an pseudo-begründeten Blödsinn glaubt, ist anfälliger für den Glauben an Verschwörungstheorien, die Tendenz, Zusammenhänge zwischen nicht zusammenhängenden Dingen zu erkennen, und die Neigung, falsche oder gefälschte Nachrichten als richtig wahrzunehmen und sie in den sozialen Medien zu teilen. Pseudo-Bullshit kann auch strategisch eingesetzt werden, um die Attraktivität von Konsumgütern, wie z.B. von modernen Kunstwerken, zu erhöhen. Gemälde mit pseudo-profundierten Titeln werden als hochwertiger angesehen als Gemälde mit banalen Titeln (Turpin et al., 2019).
Die Empfänglichkeit für Bullshit ist umgekehrt korreliert mit Intelligenz und analytischem Denken. Studien, die Zusammenhänge zwischen der Empfänglichkeit für Bullshit und politischer Ideologie untersuchten, fanden positive Korrelationen mit bestimmten Aspekten des politischen Konservatismus, einschließlich der Unterstützung konservativer Sozialpolitik. Die Empfänglichkeit für Bullshit ist jedoch keineswegs eine Eigenschaft, die nur bei Konservativen zu finden ist – Untersuchungen aus Schweden zeigen einen Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zur Grünen Partei.
Auch gibt es eine Tendenz zu Menschen, die eher intuitiv als analytisch denken. Anders ausgedrückt: Das Gegenteil von Bullshit-Empfänglichkeit – das Erkennen von Bullshit – scheint aktives, bewusstes Nachdenken und Analysieren zu erfordern, anstatt Dinge aus dem Bauch heraus zu akzeptieren. Das erfordert eine erhebliche kognitive Anstrengung unsererseits, während die Bullshit-Rezeptivität eine Art kognitiver Faulheit oder, weniger abwertend, eine Falle widerspiegelt, in die wir nur allzu leicht tappen.
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