Vom Fachjargon zum Empowerment: Eine wirksame Klimakommunikation nutzt die Erkenntnisse aus der Verhaltenswissenschaft, um Menschen zu erreichen und zu befähigen. Acht praktische Tipps.
Effektive Kommunikation ist entscheidend, wenn man mit anderen über den Klimawandel spricht, egal ob Freunde, Kollegen, Kunden oder die Öffentlichkeit. Indem wir die Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaft nutzen, können wir diese Gespräche effektiver und konstruktiver gestalten. Damit können wir die Menschen eher zum Handeln und somit auch zur Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Klimakrise bewegen. Folgende acht Grundsätze können uns dabei helfen:
- Klimamassnahmen persönlich machen: Auswirkungen des Klimawandels mit dem Leben der Menschen in Verbindung bringen
- Zugänglichkeit ist der Schlüssel: Fachjargon vermeiden und den Klimawandel verständlich darstellen
- Macht durch Lösungen: Von Schwarzmalerei zu Optimismus wechseln
- Klimamassnahmen machbar machen: Den Menschen Handlungsspielraum geben und zu kleinen Schritte ermutigen
- Die Kraft des kollektiven Handelns: Zusammenarbeit aufbauen und Schuldzuweisungen vermeiden
- Normalisierung klimafreundlicher Verhaltensweisen: Die Bedeutung sozialer Normen
- Vertrauenswürdige Botschafter: Die Rolle von glaubwürdigen und vielfältigen Stimmen in der Klimakommunikation
- Klimakommunikation für alle: Auf Gemeinsamkeiten fokussieren und Debatten vermeiden
1. Klimamassnahmen persönlich machen
Der erste Grundsatz besteht darin, das Gespräch persönlich zu gestalten, indem man den Klimawandel mit dem Leben der Menschen in Verbindung bringt. Es ist effektiver, über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Menschen, als über ferne Eisschilde zu sprechen. Es ist auch wichtig, persönliche Vorteile wie Gesundheit, Kosteneinsparungen und coole Technologien wie Elektrofahrzeuge oder Solaranlagen hervorzuheben. Der Fokus auf lokale Auswirkungen auf das Leben der Menschen, wie Überschwemmungen oder hohe Rechnungen für Klimaanlagen, kann eher zum Handeln motivieren.
2. Zugänglichkeit ist der SchlüsselDer zweite Grundsatz besteht darin, das Gespräch zugänglich zu machen. Kreative Ansätze tragen dazu bei, das Gespräch über den Klimawandel ansprechender zu gestalten. Der Einsatz von Humor oder Satire, ohne das Thema zu vernachlässigen, kann helfen. Vermeide Fachausdrücke und Zahlen und formuliere Zielgruppenabhängig. Die verschiedenen Gruppen reagieren besser auf unterschiedliche Themenbereiche und Begriffe wie «saubere und gesunde Luft» «Schutz von Familie und Gemeinschaft», «Schutz der Natur», «Schaffung von Arbeitsplätzen», «nationale Sicherheit» und «Glaube und Verantwortung».
3. Macht durch LösungenDer dritte Grundsatz besteht darin, das Gespräch ermächtigend zu gestalten. Der konstruktive Umgang mit Emotionen wie Wut, Hoffnung, Belustigung und Stolz kann die Menschen dazu befähigen, sich der Klimakrise zu stellen. Es ist wichtig, den Ernst und die Dringlichkeit des Problems anzuerkennen. Aber es ist ebenso wichtig, sich nicht zu sehr auf Untergangsstimmung und Pessimismus zu konzentrieren. Stattdessen geht es darum, ein umfassendes Bild zu zeichnen, das Emotionen und Handeln miteinander verbindet.
4. Klimamassnahmen machbar machenDas vierte Prinzip besteht darin, den Menschen im Gespräch den Handlungsspielraum aufzuzeigen. Indem man die Menschen auf klimarelevante Massnahmen hinweist, die sie als Einzelne und als Teil ihrer Gemeinschaft ergreifen können, kann man ihre Selbstwirksamkeit und Reaktionsfähigkeit stärken. Es ist wichtig, die Menschen abzuholen und aufzuzeigen, wie sie schrittweise vorgehen können.
5. Die Kraft des kollektiven HandelnsDas fünfte Prinzip besteht darin, das Gespräch kollektiv zu führen. Um die Klimakrise zu bewältigen, ist die Zusammenarbeit auf allen Ebenen der Gesellschaft erforderlich, vom Einzelnen bis zu den Regierungen. Die Menschen müssen sich als Teil einer grösseren Gruppe sehen, die gemeinsam etwas bewirken kann.
6. Normalisierung klimafreundlicher VerhaltensweisenDas sechste Prinzip besteht darin, das Gespräch zur Normalität zu machen. Menschen sind eher bereit, sich klimafreundlich zu verhalten, wenn sie glauben, dass dies gesellschaftlich die Norm ist. Dies erreicht man, indem man auf Menschen verweist, die dieses Verhalten bereits praktizieren oder dass immer mehr Menschen dieses Verhalten praktizieren. Vor allem aber gilt es aufzuzeigen, dass die Gesellschaft ein klimafreundliches Verhalten begrüsst.
7. Vertrauenswürdige BotschafterDas siebte Prinzip besteht darin, das Gespräch vertrauenswürdig zu gestalten. Es ist wichtig, die Botschafter mit Bedacht auszuwählen. Vertrauenswürdige, beliebte, sympathische oder diverse Botschafter können den Menschen helfen, sich als Teil der Bewegung zu sehen. Botschafter sind besonders wirkungsvoll, wenn sie ihre Überzeugung auch leben. Klimawissenschaftler und unmittelbare Familienmitglieder, einschliesslich der Kinder, gelten als die vertrauenswürdigsten Botschafter in Sachen Klima.
8. Klimakommunikation für alleDas achte Prinzip besteht darin, das Gespräch für alle zu öffnen. Der Fokus auf Gemeinsamkeiten statt Unterschiede erhöht die Chancen, alle für den Klimawandel zu gewinnen. Vermeide es, die Argumente der Klimawandelleugner unnötig in den Vordergrund zu stellen. Erwähne stattdessen bei der Erwähnung von Argumenten der Klimawandelleugner, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen diese glauben.
Dieser Beitrag basiert auf Acht Prinzipien für eine wirksame und einladende Klimakommunikation des Behavioral Insights Team, Potential Energy Coalition und Rare.
1 comment
Neben dem Artikel „Zehn Gewohnheiten zur Verbesserung des kritischen Denkens“ wirken diese Prinzipien wie, aus einem anderen Universum. Gehen wir differenziert daran:
1. Persönliche Auswirkungen sind es, die vorwiegend die Ablehnung der momentanen Klimapolitik fördern. Die Beispiele beziehen sich auf die Vorteile, die persönlichen Nachteile scheinen dabei unterminiert zu werden. Elektrofahren zB mag vllt cool sein, hat aber eine Reihe persönlicher Nachteile für Familien, die gelegentlich Langstecken fahren müssen, oder nicht grade in der Innenstadt neben eine Ladesäule wohnen.
2. Eine sachliche Debatte wird durch dieses Prinzip abgewürgt. Die Empfehlung mit wohlklingenden Werbeschlagworten, die Zugänglichkeit zu erhöhen, ist ein Affront für alle Menschen, die sachliche und faktische Argumente bevorzugen. Fast eine pauschale Beleidigung der Intelligenz der Menschen. „Ist zu kompliziert für dich, aber glaub mir! Es ist notwendig wg. „nationaler Sicherheit“, „versicherungstechnischen Gründen“ oder „Ladungsfaktor Phi in Phasenumkehr des Energieabfallkoeffizienten“. Achja, Satire ist natürlich immer gut. Das Lächerlich machen berechtigter Skepsis hat bisher schon jeden in seiner Meinung umgedreht.
3. Emotionen sind typischerweise der Mechanismus, der uns Menschen von rationalen Handlungen abhält. Grundsätzlich ist eine optimistische Grundlage sicherlich vorteilhaft. Wie man allerdings Wut und Stolz in diesen Kontext bringen kann ist nicht ganz verständlich. Sie wirken höchst destruktiv auf gute Entscheidungen und Handlungen.
4. Ist so völlig akzeptabel. Schrittweise, aber auch in ständiger Reflektion der Auswirkungen, wie zu 1. angedeutet.
5. Ist an sich vernünftig. Allerdings vernachlässigt ein Teil einer Gruppe auch schnell sein individuelles Interesse. Gruppenzwang, Kollektivdruck, ad populum Argumente, „…, weil es ja jeder so macht“ hat schon in der Vergangenheit zu unguten kollektiven Handlungen geführt. „Kraft des kollektiven Handelns“ assoziiere ich nahezu mit „Wollt ihr den totalen Klimaschutz …?“. Hier fehlt die Balance zur individuellen Freiheitlichkeit.
6. Ähnlich wie 5. Normalisierung von Gesprächen ist richtig, nur zeigt sich, dass aktuell bereits eine hohe Tendenz zum Cancelling und Spaltung besteht.
7. Ein Prinzip, dass auf direkte Manipulation abzielt. Während man Wissenschaftlern durchaus Gehör schenken sollte, wenn es um Fakten und Erkenntnisse geht, ist ein Unterfangen, sie als Botschafter einzusetzen, um eine Wahrheitslehre zu verkünden abzulehnen. Dogmatische Haltungen würden sogar deren Forschungsergebnisse in Frage ziehen. Der Anruch von Käuflichkeit und Ergebnisselektion drängt sich auf, wenn Wissenschaftler Urteile statt Fakten liefern. Das Einbeziehen von propagierten Familienglück und Kindern, ist eine emotionale Manipulation, die im Grunde selbsterklärend ist.
8. Ein schönes Prinzip, nur leider wird im Nachsatz gleich darauf hingewiesen, wer nicht zu dem „Alle“ gehören soll. Alleine die Verwendung des Begriffs „Klimaleugner“ ist eine Ungehörigkeit, die in höchstem Masse zu verurteilen ist. Wird sie doch sehr freimütig auf Menschen ausgegossen, die berechtigt zweifeln, mglw unwissend sind, oder sehr individuelle Interessen fokussieren.
Fazit:
Prinzipien haben einen innewohnenden Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Ihre Stabilität erhalten sie erst durch Integrität. Nur wenn ein Prinzip auf andere, wie auf einen selbst wirkt, hat es eine Wirkung. Während der Text zum kritischen Denken die Räume für Diskussionen, Skepsis, Argumente und Fakten öffnet, wird er durch diese Leitsätze wieder geschlossen. Manipulation, Dogmen, Propagandismus sollen die Mittel sein, für eine „wirksame“ Kommunikation? Jeder Mensch, jeglicher Intelligenz und Lebenssituation, vllt im Besonderen ehem. DDR-Bürger, die dieses noch gut kennen, spürt diese Beeinflussung. Und jeder der dies spürt, lehnt sich dagegen, in Form von Kritik, Trotz oder teilw. sogar ideologischem Hass. Mittelfristig erweist man einer erfolgreichen Klimadebatte so einen Bärendienst. Die momentane demokratische Zustimmung der akt. Klimaparteien untermauert, das eine vernünftige Klimapolitik bald tot sein wird.