Während der Krieg in der Ukraine wütet, hat sich die Messaging-App Telegram zur Anlaufstelle für ungefilterte Live-Kriegsnachrichten sowohl für ukrainische Flüchtlinge als auch für zunehmend isolierte Russen entwickelt.
Telegram unterscheidet sich von seinen Konkurrenten durch die Verwendung von so genannten Kanälen: Öffentliche oder private Feeds mit Fotos und Videos, die von einer Person oder einer Organisation eingerichtet werden können. Die Kanäle sind bei Journalisten vor Ort, Entwicklungshelfern und dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyy, der über einen Telegram-Kanal sendet, sehr beliebt geworden. Die Kanäle können von einer unbegrenzten Anzahl von Personen verfolgt werden. Im Gegensatz zu Facebook, Twitter und anderen beliebten sozialen Netzwerken gibt es bei Telegram keine Werbung und der Informationsfluss wird nicht durch einen Algorithmus gesteuert.
Telegram, das seine Inhalte kaum kontrolliert, ist auch zu einer Drehscheibe für russische Propaganda und Fehlinformationen geworden. Neben den Konten von Journalisten und anderen unabhängigen Beobachtern sind viele Kreml-freundliche Kanäle sehr beliebt geworden.
Positiv ist, dass es mehrere Millionen Russen gibt, die ihren Kopf von der Propaganda abheben können und versuchen, andere Quellen zu finden. Die Russen sind von der Realität dessen, was mit ihrem Land geschieht, wirklich abgekoppelt. Telegram ist also unerlässlich geworden, um zu verstehen, was in der russischsprachigen Welt vor sich geht.
EINIGE DATENSCHUTZEXPERTEN SAGEN, TELEGRAM SEI NICHT SICHER GENUG
Trotz der Ursprünge von Telegram sind die Massnahmen zur Sicherheit der Nutzer für Datenschützer besorgniserregend.
Die Nachrichten sind standardmässig nicht vollständig verschlüsselt. Das bedeutet, dass das Unternehmen theoretisch auf den Inhalt der Nachrichten zugreifen oder auf Verlangen einer Regierung gezwungen werden könnte, die Daten herauszugeben.
Es besteht ein erhebliches Risiko einer Insider-Bedrohung oder eines Hackerangriffs auf die Systeme von Telegram, wodurch alle diese Chats der russischen Regierung zugänglich gemacht werden könnten.
Einzelne Nachrichten können vollständig verschlüsselt werden. Aber der Benutzer muss diese Funktion einschalten. Sie ist nicht automatisch, wie bei Signal und WhatsApp.
Der Goldstandard der Verschlüsselung, die so genannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur der Absender und die Person, die die Nachricht empfängt, diese sehen können, ist bei Telegram nur verfügbar, wenn die Funktion Geheimes Chatten aktiviert ist. Auch Sprach- und Videoanrufe sind vollständig verschlüsselt.
Aber da Gruppenchats und die Channel-Funktionen nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt sind, ist die Privatsphäre der Nutzer potenziell gefährdet.
Telegram sagt, dass die Nutzer ihren Chatverlauf behalten möchten, wenn sie ein neues Telefon bekommen, und dass sie gerne eine Datensicherung haben, die ihre Chats über mehrere Geräte hinweg synchronisiert. Aus diesem Grund können Sie wählen, ob Sie Ihre Nachrichten verschlüsseln möchten oder nicht. Wenn die Verschlüsselung nicht eingeschaltet ist, werden die Chats jedoch auf den Telegram-Diensten gespeichert, die über die ganze Welt verstreut sind. Aber Telegram hat “0 Bytes an Nutzerdaten an Dritte, einschließlich Regierungen, weitergegeben”, heisst es auf seiner Website.
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf NPR
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