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Personen erfinden

“Wo ist Wilson? – Medien in China machen mit einem Fake-Forscher aus der Schweiz Stimmung gegen die Laborthese”. So berichtete die Neue Zürcher Zeitung am 11.08.2021 über chinesische Propaganda, die das Ziel verfolgte, die Hypothese vom Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 aus einem Labor in Wuhan zu widerlegen. «Forscherkollegen beklagten sich darüber, dass sie enormem Druck und sogar Einschüchterungen vonseiten der USA und bestimmter Medien ausgesetzt waren», beklagte demnach ein “Schweizer Biologen namens Wilson Edwards”. Nur… diesen Biologen gibt es gar nicht.

Personen zu erfinden, um sie als Zeugen für Falschinformationen aufzuführen, ist mit Sicherheit keine Erfindung der Neuzeit. Doch wie sorgt man dafür, dass eine erfundene Person als real wahrgenommen wird? Dafür gibt es verschiedene Tricks aus der Trickkiste der Manipulation und Propaganda.

Ein Trick aus früheren Zeiten besteht darin, eine Geschichte mit allen möglichen Details auszuschmücken. Denn Menschen neigen dann eher dazu, eine Geschichte zu glauben, wenn diese mit vielen Details bildhaft dargestellt wird. Bilder spielen dabei eine enorm wichtige Rolle. Selbst dann, wenn sie nur im Kopf entstehen. Dieser Trick sorgte dafür, dass die Urban Legend vom Urlauber, der in seinem Hotel in einer Badewanne voll Eis aufwacht und feststellen muss, dass ihm eine Niere fehlt, geglaubt und schnell weiterverbreitet wurde. Dabei mutieren solche Geschichten wie Viren, denn es gibt auch eine Variante eines Geschäftsmanns, dem das gleiche passierte. Aber immer wird zuerst in allen Details geschildert, wie er in der Hotelbar eine attraktive Frau kennenlernte, mit dieser Cocktails trank, sie aufs Zimmer mitnahm und von da an nichts mehr weiss. Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern vor allem detailreich. Deshalb wird sie leicht geglaubt.

Heute, dank Social Media, muss man nicht mehr unbedingt ein guter Geschichtenerzähler sein, um einer erfundenen Person die Glaubwürdigkeit zu verpassen. Es genügt, ein Social Media Konto zu eröffnen und dieses mit Fotos und passenden Inhalten zu füllen. Die Fotos müssen dabei nicht einmal von einer echten Person stammen, denn KI-basierte Algorithmen schaffen es heute locker, realistisch echt aussehende Gesichter von nicht existierenden Personen zu kreieren. Und es kommt noch schlimmer: laut einer neuen Studie vertrauen Menschen von KI „gefälschten“ Gesichtern mehr als echten!

Fazit: Nicht jeder Experte, der gegen den wissenschaftlichen Konsens oder die so genannten Mainstream-Medien Stellung bezieht, ist auch tatsächlich ein Experte. Und gelegentlich ist er nicht einmal eine real existierende Person. Es lohnt sich deshalb, bei so genannten Experten genau hinzuschauen und zu überprüfen, ob sie zum betreffenden Thema in seriösen Publikationen Fachartikel veröffentlicht haben.


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