Von Wahlkampfkampagnen bis zum Krieg in der Ukraine können wir verschiedene Techniken der Manipulation der öffentlichen Meinung beobachten, die von zahlreichen Akteuren eingesetzt werden. In der folgenden Artikelserie beleuchten wir jede dieser Strategien und wie sie den Verlauf der Ereignisse in einem Land beeinflussen können.
DIE STRATEGIE DER ABLENKUNG
Die Strategie der Ablenkung wird hauptsächlich eingesetzt, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von wichtigen Themen, Veränderungen und Fakten abzulenken. Man überflutet die Zielgruppen mit ständigen Ablenkungen, Fehlinformationen, alternativen „Wahrheiten“ (was nichts anderes als Fehlinformationen sind) und unbedeutenden Informationen. Die Strategie der Ablenkung wird auch eingesetzt, um Zweifel und Unsicherheit zu schüren, damit die Öffentlichkeit verunsichert wird. Zweifel, Ungewissheit und Angst öffnen die Tür zu Verschwörungsmythen, fälschlicherweise auch als Verschwörungstheorien bezeichnet. (In der Wissenschaft gilt eine Theorie als wahr, wenn sie sich auf experimentelle Beweise stützt.)
Im Laufe der Geschichte haben Regierungen und Politiker alle Arten Ablenkungsstrategien gegen Länder und Einzelpersonen angewandt. Eine gängige Technik besteht darin, Argumente zu widerlegen, indem man an den Nationalismus appelliert oder Angst und Hass gegen ein fremdes Land oder gegen alle Ausländer schürt. Diese Technik gibt den Propagandisten die Macht, entsprechende Information aus diesen anderen Ländern und Bevölkerungsgruppen zu diskreditieren.
Putin, ein Meister der Manipulation der öffentlichen Meinung und der Ablenkung, hat auf eine kleine Minderheit von Nazis verwiesen, um seine Behauptung zu rechtfertigen, die Ukraine müsse „entnazifiziert“ werden. Es gibt Nazis in der Ukraine. Aber es sind nicht mehr als in jedem anderen Land, einschließlich Russland. Auf sie zu zeigen, hilft Putin, vom Völkermord und den Kriegsverbrechen abzulenken, die er ansonsten an der gesamten ukrainischen Nation begeht.
In der Tat verbreiten russische Frontorganisationen über die verschiedenen sozialen und alternativen Medienplattformen Propaganda und alternative „Fakten“ (die freilich keine Fakten sind), um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit abzulenken und Zweifel zu wecken – Bemühungen, die sich im Laufe des Krieges noch verstärkt haben. Die Wahrheit ist wie immer das erste Opfer des Krieges.
Ein weiteres Beispiel: 2012 nutzte Russland die Ukraine, um von seinen Gräueltaten in Syrien abzulenken.

Verschleierung und Ablenkung sind seit langem zentraler Bestandteil der russischen Desinformationspolitik, ein Begriff, der von Stalin selbst geprägt worden sein soll. Das Konzept ist uralt. Russland hatte bereits in der Kaiserzeit Verschleierungstechniken entwickelt, die für das Zeitalter der Massenkommunikation geeignet sind. Zu Beginn des Sowjetimperiums wurde dieses Potenzial in industriellem Massstab genutzt, und 1923 wurde das erste Büro der Welt eingerichtet, das sich der Desinformation widmete. In den 1960er Jahren unterstützte der KGB verdeckt amerikanische Randgruppen, die verschwörerische Erzählungen über alles Mögliche verbreiteten, von der Ermordung von Präsident John F. Kennedy bis zur Fluoridierung des Wassers.
ABLENKUNG UND FEHLINFORMATIONEN SOLLEN VERWIRREN, NICHT ÜBERZEUGEN
Überzeugung ist nicht das Hauptziel der Desinformation, sondern das Schüren von Zweifeln. Aus diesem Grund setzen russische Troll-Farmen umfangreiche Ressourcen ein, um praktisch überall Lügen zu verbreiten. Die Allgegenwart dieser Fiktionen verleiht ihnen einen Anschein von Legitimität und schürt Polarisierung und Misstrauen.
Damit wir nicht zum Opfer solcher Manipulationen werden, ist es entscheidend, dass wir unsere Medienquellen sorgfältiger als je zuvor hinterfragen und Informationen außerhalb unserer Echokammern suchen.