Klimawandel-Leugnung: Fallstudie über den deutschen Think Tank EIKE

Der Klimawandel ist ein äusserst politisches, aber letztendlich wissenschaftliches Thema, das in der öffentlichen Debatte Gegenstand von Kontroversen und sogar aktiver Wissenschaftsleugnung ist. Think Tanks spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) ist einer von ihnen. Mit diesem Artikel wollen wir einen genaueren Blick darauf werfen.

EIKE ist Teil einer so genannten Klima-Gegenbewegung (CCM). Diese hat zum Ziel, die Medien, die öffentliche Meinung und die politischen Entscheidungsträger über Ursachen, Folgen und zu ergreifenden Massnahmen in die Irre zu führen. EIKE spielt dabei eine zentrale Rolle. Tatsächlich vermarktet EIKE seine Ideen aktiv, um Öffentlichkeit, Medien und die politische Agenda zu beeinflussen. Daher ist Kommunikation eines der wichtigsten Betätigungsfelder.

Auch wenn Journalisten sich bemühen, die Klimakrise zu vermitteln, ist es der CCM gelungen, Klimaleugnung so weit zu verbreiten, dass manche Menschen die Existenz einer Klimakrise alles wissenschaftlichen Beweisen zum Trotz grundsätzlich anzweifeln. So wurde der öffentliche Diskurs durch die PR-Strategien der Industrie für fossile Brennstoffe manipuliert, die denen der Tabakindustrie ähneln.

Die Strategien gegen den Klimaschutz reichten von der Kritik an Aktivisten oder Politikern bis hin zu radikaleren Argumenten, wie der Leugnung der Existenz des anthropogenen Klimawandels. EIKE sticht unter diesen Think Tanks als die Organisation mit der höchsten Anzahl an Veröffentlichungen hervor, was sie zusammen mit ihrem Fokus auf Klimafragen zu einer bemerkenswerten Fallstudie macht.

EIKE, EINE STARKE KRAFT DER EUROPÄISCHEN KLIMAWANDELLEUGNUNG IN DEUTSCHLAND

EIKE vertritt “eine wachsende Zahl von Naturwissenschaftlern, Geisteswissenschaftlern, Ökonomen, Ingenieuren, Journalisten und Politikern, die die Behauptung, der Klimawandel sei ausschließlich ‘menschengemacht’, für wissenschaftlich nicht haltbar halten und die bekannten solaren und anderen natürlichen Einflüsse vernachlässigen” (EIKE, 2020, Abs. 1).

Neben EIKE ist das Heartland Institute für seine Versuche bekannt, Zweifel an der Tatsache zu streuen, dass der aktuelle Klimawandel weitgehend menschengemacht ist. Im Jahr 2003 rief das Institut ein Nongovernmental International Panel on Climate Change (NIPCC) ins Leben, eine Plattform für angebliche Wissenschaftler, die die Berichte des Weltklimarats der Vereinten Nationen angreifen.

Ein kürzlich erschienener Untersuchungsbericht hat aufgedeckt, wie das Heartland Institute Gelder von verschiedenen Unternehmen und Wirtschaftseliten in den Vereinigten Staaten umverteilt hat, um Klimaleugnung und Verzögerungsideen zu fördern. EIKE ist einer der Ableger des Heartland-Netzwerks und erhält wirtschaftliche, ideologische und logistische Unterstützung von dieser US-amerikanischen Klimaschutz-Denkfabrik.

Trotz der Tatsache, dass EIKE sich selbst als überparteiliche Organisation bezeichnet, wie es bei vielen Think Tanks der Fall ist, gibt es nachweisbare Verbindungen, die einen Hinweis auf die Ausrichtung der Organisation geben. EIKE liefert scheinbar wissenschaftliche Argumente für Menschen, die nicht an den anthropogenen Klimawandel glauben, unter politischen Mitgliedern und Anhängern der AfD, womit EIKE an Einfluss gewinnt und seine wissenschaftsfeindliche Haltung zum Klimawandel sogar das Parlament erreicht. Die deutsche Denkfabrik Adelphi hat die klimafeindlichen Positionen der rechtsextremen europäischen Parteien in einem Bericht dokumentiert, in dem es heisst, dass der Vizepräsident von EIKE, Michael Limburg, und andere Mitwirkende eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Positionen der AfD zum Klimawandel gespielt haben.

Die Verbindung zwischen EIKE und der AfD hat in einem Kontext stattgefunden, in dem rechtspopulistische Parteien wachsen und klimaleugnende Positionen vertreten. Darüber hinaus hat sich EIKE im Mai 2019 für ein Symposium zur Leugnung des Klimawandels im Deutschen Bundestag eingesetzt, das von der AfD koordiniert wurde. Ausserdem hat EIKE spezifische wissenschaftliche Argumente vorgebracht, wie z.B. die Anerkennung, dass der Klimawandel stattfindet, aber dass der Mensch nicht die Ursache oder nicht die einzige Ursache ist, und nichtwissenschaftliche Argumente im Zusammenhang mit Wirtschaftswachstum, Selbstregulierung des Marktes, minimalen staatlichen Eingriffen oder Kritik an einer Steuer auf Umweltverschmutzung.

Wertung der Ergebnisse von EIKE

Nach Ruser (2018) gibt es in Deutschland keinen Platz für Organisationen, die gegen den Klimawandel sind. Die umfangreichen Veröffentlichungen von EIKE entsprechen den altbekannten Argumenten zur Leugnung des Klimawandels, die in den Vereinigten Staaten untersucht wurden (Cook et al., 2018). Seine Beziehung zur rechtsextremen Partei AfD macht diesen Think Tank relevant genug, um in die Diskussion über die Klimagegenbewegung und ihren Einfluss einbezogen zu werden, zumal die Popularität dieses Think Tanks in der Presse vor allem mit dieser Beziehung in Verbindung gebracht wurde. Zu den von EIKE am häufigsten verwendeten Gegenargumenten gehören unwissenschaftliche Argumente wie herablassende Kritik und Angriffe (in 76,49% der 134 untersuchten Texte von EIKE vorhanden).

Die zweithäufigste Gegenposition, die von diesem Think Tank verwendet wird, ist die Kritik an Politikern und Medien, die den Klimakonsens und -massnahmen verteidigen (sie kommt in 60.50% der Texte von EIKE vor). Wir können also festhalten, dass der Diskurs von EIKE mit dem übereinstimmt, was Oreskes und Conway (2011) als eine gängige Strategie der Klimagegenbewegung beschrieben haben: die Diskreditierung von Wissenschaftlern und Klimaschützern, um deren Botschaft zu untergraben. Dies deckt sich mit Studien über Think Tanks wie das Heartland Institute, das sich viel mehr darauf konzentrierte, die wissenschaftliche Unsicherheit in Zweifel zu ziehen (Boussalis & Coan, 2016), jetzt aber zunehmend dazu übergeht, Wissenschaftler anzugreifen (Cann & Raymond, 2018).

Andere von EIKE häufig verwendete Gegenargumente sind die, dass der Mensch den Klimawandel nicht oder nicht allein verursacht (43.49%), und die Vorstellung, dass jede Politik schlimmer sein wird als die globale Erwärmung (48.14%). Diese Haltung könnte durch die Existenz von Identitäten und Überzeugungen erklärt werden, die mit einem industriellen Denken verbunden sind, das die Fehler der Modernisierung in Bezug auf die Umwelt nicht anerkennt (z.B. Anshelm & Hultman, 2014).

Auf der anderen Seite zeigt die Studie, wie Allianzen mit der extremen Rechten dem Think Tank keine grosse Sichtbarkeit verschaffen, sondern ihn in eine bestimmte Ecke positionieren. Vielleicht können Recherchen in alternativen Medien, die der extremen Rechten nahestehen, oder in den sozialen Medien mehr Licht auf die Sichtbarkeit und den Einfluss werfen, den diese Denkfabrik mit dieser Strategie erreicht.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass EIKE einen harten Kern der Klimawandelleugner in Deutschland repräsentiert, der sich in der Presse wenig Beliebtheit erfreut. Seine politischen Verbindungen zur rechtsextremen Partei AfD ermöglichen es jedoch, dass seine Ideen über den Klimawandel in die Minderheitenströme der politischen Sphäre eindringen, wovor wir uns im Kontext der Klimakrise sorgfältig hüten müssen. Wir brauchen jetzt mehr denn je Journalisten, die bereit sind, ihr Publikum vor diesen Verbindungen zwischen klimafeindlichen Organisationen zu warnen und eine wissenschaftlich und ethisch geleitete Kommunikation zu betreiben.


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