Strategien der Desinformation: Zweifeln

Die Tabakindustrie hat es über Jahrzehnte getan. Indem sie Zweifel an den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den schädlichen Folgen des Tabakkonsums streute, manipulierte sie die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten.

PR-Strategen und Spin-Doctors wissen es genau: Um einer Erkenntnis ihre Kraft zu rauben, muss man sie nicht widerlegen. Es genügt, sie vehement genug anzuzweifeln. Zweifel sind unmöglich zu widerlegen. Denn jeder Beweis, dass sie ungerechtfertigt sind, kann von Neuem angezweifelt werden.

Die Strategie des Zweifels wird deshalb seit Jahrzehnten immer dann angewandt, wenn es darum geht, die Konsequenzen wissenschaftlicher Erkenntnisse oder unbequemer Fakten zu verhindern oder abzuschwächen. Bolsonaro und seine Anhänger tun es in Brasilien, wenn sie die Wahrhaftigkeit der Satelliten-Fotos in Frage stellen, die die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes zeigen.

Die Ölindustrie hat effektive Massnahmen gegen den Klimawandel um Jahrzehnte verzögert, indem sie Wissenschaftler, die nicht einmal Klimaexperten waren, dafür bezahlte, die Erkenntnisse der richtigen Klimaforscher öffentlich anzuzweifeln. Die Öffentlichkeit ist oft nicht in der Lage, echte Experten von selbst ernannten zu unterscheiden. Deshalb funktioniert diese Strategie sehr gut.

5G- und Impf-Gegner verbreiten Verschwörungstheorien und andere Märchen, um Zweifel an der Seriosität von Wissenschaftlern zu wecken, die den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis vertreten. Dieser besagt, dass man von einer Unschädlichkeit von Mobilfunkstrahlen ausgehen muss, solange diese die Grenzwerte nicht überschreitet. Denn trotz drei Jahrzehnte Forschung hat man noch keine schädliche Wirkung finden können. Analog gilt dies für Impfungen.

Weil Wissenschaftler wissen, dass sie nicht wissen, was sie nicht wissen, würde kein Wissenschaftler jemals behaupten, die Unschädlichkeit sei bewiesen. Denn ein solcher Beweis kann prinzipiell niemals erbracht werden, weil man niemals wissen kann, was man nicht weiss. 5G- und Impf-Gegner nutzen dies aus, um Zweifel zu streuen, ob sich hinter der Aussage nicht vielleicht doch noch eine Schädlichkeit verbirgt. Manchmal gehen sie sogar so weit, irreführend zu behaupten, die Aussage sein ein Eingeständnis der Schädlichkeit. Das ist jedoch falsch.

Das Streuen von Zweifeln gehört auch ins Arsenal der russischen Hybriden Kriegsführung – auch als Public Diplomacy bezeichnet –, worauf wir schon im Oktober 2020 hinwiesen. Dabei liegt es durchaus im Interesse Russlands, den Ausbau der mobilen Infrastruktur im Westen zu behindern, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Diese Tatsache ist kein Beweis dafür, dass Russland den Widerstand gegen 5G im Westen schürt. Aber die Tatsache, dass Pandemie-Massnahmengegner, Leugner des menschengemachten Klimawandels, 5G-Gegner und Putin-Versteher nicht selten personell identisch sind und sich in den gleichen Kanälen informieren, wirft gewisse Fragen auf.

Dabei sind ausgerechnet Zweifel das beste Mittel gegen Techniken zur Manipulation der öffentlichen Meinung. Zweifeln Sie alles an, was Sie lesen und überprüfen Sie insbesondere dann eine Information, wenn diese starke Emotionen weckt oder spektakulär präsentiert wird. In diesem Sinne streuen auch wir gerne Zweifel. Jedoch tun wir dies, um der Wahrheit zum Sieg über die Manipulation zu verhelfen.

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